Kindererziehung: Eine Weltreise





Andere Länder, andere Erziehungssitten. Aber nicht immer nachahmenswert.


In Zeiten der Globalisierung und des multikulturellen Austausches fällt mir immer wieder auf, wie Eltern verzweifelt über ihre Landesgrenzen schauen. Sie erhoffen sich die Erleuchtung aus Erziehungstechniken ihrer Nachbarländer und wenn das nichts bringt, gehen sie noch weiter weg, um vielleicht einen neuen Stil zu finden, wie man den eigenen Rotzbengel zu besseren Manieren verhilft. Vor ein paar Wochen waren die Französinnen die Nummer eins in Sachen «Macht keine Könige aus euren Kindern». Vor kurzem las ich, dass die Italiener das Geheimnis des zivilisierten Restaurant-Besuches innehätten: Die Pizzeria bringt’s! (Darauf wären wir auch selber gekommen.) Selber «Mulitkulti» aufgewachsen, fiel mir als Kind schon auf, dass andere Länder andere Erziehungs-Sitten haben. Vielleicht sollten wir uns öfter eine Scheibe fremder Kulturen abschneiden. Hier ein paar Beispiele (einige unter dem Motto «Versuchen Sie das nicht zu Hause»): 

Frankreich: Abgesehen davon, dass Franzosen ihre Kinder nicht auf ein Podest stellen, sondern diese sozusagen nebenbei gross und auch gerne mal abgegeben werden, um chic essen zu gehen, kommen auch les Français nicht drum herum, ihre Kinder mal ins Restaurant mitzunehmen. Und da gibt es dann nicht etwa Chicken Nuggets mit Pommes Frites. Mais non! Der französische Nachwuchs wird dazu angehalten, dasselbe wie die Eltern zu essen, will heissen: Muscheln, Innereien, Schimmelkäse. Das führte bei mir dazu, dass ich als Sechjährige im berühmten «Fouquet’s» an der Champs Elysées meine Auster angewidert in den Teller spuckte. Die Kellner scheinen sich das aber gewohnt zu sein, ganz diskret verschwand die labberige Masse im Abfall... Leider landen auch im Land von Bocuse immer öfter «Kindermenus» auf dem schön gedeckten Restaurant-Tisch. Mit «Nügget et Frites»... 

Italien: Folgendes gilt eigentlich für alle südlichen Länder. Kinder scheinen südlich der Alpen keine festen Schlafenszeiten zu haben. Denn «Mangiare» ist nun mal wichtiger als zehn Stunden Schlaf. Und wehe, das Kind isst nicht richtig (vielleicht weil es zu müde ist?)! Dann dreht nicht nur die Mamma im «rosso», auch die Nonna, Zia und sonstige Verwandte bedrängen Jungs und Mädchen, doch bitte anständig zu essen, sonst wird es nie so gross und stark wie ... keine Ahnung, kennen Sie grosse Italiener? Die meisten Kinder schlafen dann auch auf ihrem Stuhl ein und die Eltern wundern sich, dass sie in der Schule einnicken... 

Zentralafrika: Etwas weiter weg von uns leben die aufopfersten Väter der Welt. Aka Pygmäen übernehmen dort ungefähr die Hälfte der Kindererziehung, nehmen ihre Kleinen mit zur Jagd und geben den Babies auch mal die Brust (!), wenn diese quengelig werden. Na ja, seien wir froh, gibt es bei uns Nuggis... 

Amerika: Wie immer, kommen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten die grössten Unmöglichkeiten. Denn Amerikaner wissen heute überhaupt nicht mehr, wie sie mit ihren Kindern sollen. Verunsichert von der «Tiger Mom», die ihre Kinder drillt, und den eigenen Pädopsychologen, die predigen, man müsse eben alles für’s Kind tun, sind sie dauernd hin- und hergerissen. Wenn man amerikanische Zeitungen liest, scheinen ihre grössten Probleme das Essen zu sein (Übergewicht ist in Amerika eine nationale Krankheit) und die Hausaufgaben. Amerikaner verbringen mehrere Stunden wöchentlich mit den Hausaufgaben ihrer Kinder. Nicht, dass sie ihnen dabei helfen, das Einmaleins zu lernen, vielmehr müssen sie irgendwelche Planetenkonstellationen und Vulkane für/mit ihren Kindern basteln... «Science Projects» nennen sie das. Auch hier nicht unbedingt nachahmenswert, nicht? 

Planet Erde: Für mein nächstes Beispiel gibt es kein eigentliches Land, das man nennen könnte. Überall, ausser in der «urbanen, westlichen Welt» gibt es die Maxime, dass man nämlich NICHT mit Kindern spielt. Diese Manie, seine Kinder zu unterhalten, sich zu ihnen auf den Boden zu setzen und Spiele zu spielen, die unseren Intellekt bei weitem unterfordern, ist total von unserer überinformierten Zivilisation geprägt. Kinder spielen auf der ganzen Welt untereinander und wenn sie zu klein dafür sind, eben gar nicht. Lernen tun sie auch so. DAS wiederum finde ich absolut nachahmenswert! 

Es kann sicherlich nie schaden, über den Tellerrand zu schauen, doch am Ende sollten Eltern wahrscheinlich einfach nach Gefühl handeln. Mein Gefühl sagt mir: Kein Kindermenu, keine Schularbeiten und keine öden Kinderspiele. So stimmt's für alle. 

Habt ihr auch interessante Beobachtungen im Ausland gemacht? Die würden mich nämlich sehr interessieren.

Kommentare

weltreise kosten hat gesagt…
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