Sind Macho Mamas Ego-Mütter?
Wieso zweifelt man bei erwerbstätigen Mütter immer gleich die Liebe an ihren Kindern an? Diese und andere Fragen beantwortet das Buch «Macho Mamas».
Noch bevor ich mein Exemplar des neuen Buches «Macho Mamas – Warum Mütter im Job mehr wollen sollen»
in der Hand hielt, wurden sie bereits in diversen Medien rezensiert.
Die Interviews mit den Autorinnen Nicole Althaus und Michèle Binswanger
machten Lust auf das Buch, das erklärt, wieso das Genderproblem in der
Arbeitswelt schon lange kein Männchen-Weibchen-Problem mehr ist. Es ist
ein Problem zwischen Mann Frau und... Müttern.
Frauen können tun und lassen, was immer sie wollen. Nicht so die
Mütter. Die verfallen nämlich auch im 21. Jahrhundert in alte
Rollenmuster und das hindert sie im Job. Wieso das so ist und warum es
nicht sein müsste, wird im Buch an zahlreichen Beispielen erläutert.
Diese hat offensichtlich auch Daniela Niederberger für die Weltwoche gelesen. Verstanden hat sie es aber nicht, wie mir scheint. So schreibt sie bereits eingangs Artikel, das Buch handle von Ehrgeiz und Eigensinn, nicht aber von den Kindern.
Liebe Frau Niederberger, um die geht es ja auch gar nicht. Die Kinder
sind weder das Problem, noch sind sie Schuld an der Misere.
Wieso geht es bei der Erwerbstätigkeit einer Mutter immer darum, ob
sie ihre Kinder liebt? Ein Vater, der für den Unterhalt der Familie
aufkommt, liebt seine Kinder offensichtlich, deshalb geht er ja arbeiten
(meistens). Aber eine Mutter, die die Brötchen verdient? Ist eben eine Rabenmutter.
Doch wir von der Generation X wuchsen nun mal mit dem Gedanken
auf, alles zu können und zu dürfen, was Männer auch können und dürfen.
Studieren, abstimmen, «männliche» Jobs übernehmen und das in High Heels.
Dass diese Laufbahn nach dem Gang in den Gebärsaal ein jähes Ende
nehmen würde, hatte uns niemand gesagt. Und das Erwachen auf der anderen
Seite der Spital-Tür ist eben hart. Frau verliert viel, wenn sie Mutter
wird, keine mir bekannte Frau würde das je abstreiten.
Deshalb sind Fragen, wie sie die Journalistin in der Weltwoche
stellt, wie «Aber hat man nicht auch etwas Wunderbares gewonnen?»
ähnlich deplaziert, wie die zahlreichen (männlichen) Kommentare, die uns Müttern nahelegen, einfach ein paar Jahre zu verzichten,
das ginge nun mal nicht anders. Natürlich hat man viel gewonnen, das
sagen übrigens auch die Macho Mamas selber. Kinder zu haben ist das
Grösste. Nur, darum geht es bei der Lektüre schlicht und einfach nicht.
Und verzichten klingt erst einmal einfach und einigen vielleicht sogar
plausibel, nur ist es nicht realistisch. Denn ein solcher Verzicht
bedeutet schlicht und einfach, dass Mami in der Arbeitswelt weg vom Fenster
ist. Die Folgen davon kennen viele von uns: Das Selbstverwertgefühl
sinkt, man ist finanziell abhängig und das erneute «Reinwurschteln» in
den Job ist eben genau das: Ein Basteln, probieren, ein Bitten und
Betteln.
Auch Hinweise wie «Es gibt Mütter, die sind gerne bei ihren Kindern»,
sind schlicht und ergreifend dumm. Natürlich sind die meisten Mütter
gern bei ihren Kindern! Aber immer? 24 Stunden am Tag, sieben Tage die
Woche? Schön! Die brauchen das Buch ja auch nicht zu lesen.
Für die anderen, die mit demselben schlechten Gewissen, wie es
Frau Althaus und Frau Binswanger (und ich) manchmal haben, denen möchte
ich dieses Buch auf jeden Fall empfehlen. Denn die Autorinnen
beschreiben wunderbar, wie es sich anfühlt, in der Arbeitswelt trotz
vielversprechender Karriere nicht mehr wahrgenommen zu werden, sobald
ein Kind da ist. Und nein, die Kinder kommen nicht oft vor beim Lesen.
(Aber auch: «Mein Kind. Dies war der erste meines neuen Lebens als
Mutter. Ich habe ihn nie bereut.» M. Binswanger) Doch nicht, wie Daniela
Niederberger glaubt, weil es die schreibenden Mütter nicht
interessiert, «wie Kinder es finden, drei oder vier Tage in der Krippe
oder im Hort zu sein. Ob ihnen das Mami fehlt...» sondern einfach, weil
sie nicht das Thema sind. Die Mütter sind das Thema. Und die sollten das
Buch lesen. Wenn sie wollen.
Kommentare
Da werd ich echt zum Hulk!
Und diese neokonservativen **** die ein Bild von Kinderkrippen wie herzlose Babyverwahreinrichtungen zeichnen. Huh, da könnte ich mich gerade wieder aufregen.
Danke für den Artikel zu einem Buch, das ich sicher lesen werde!
Was ich genau so sehe wie die Autorinnen: Die Vollzeitmutter ist eine noch relative jung Erscheinung. Vor ein paar Generationen musste die Mutter Bsp. auf dem Hof mit an packen. Jedoch wurden Kinder von der Grossmutter im eigenen Heim gehütet, Mama war trotzdem irgendwie da und das Kind ZUHAUSE. Man half sich gegenseitig und genau dies ist heute immer seltener der Fall. Und darum kommen immer mehr Krippen und Tamus zum zuge, was ich wiederum total schade und NICHT gut finde. Ämel ab gewissem Pensum..
Ich bin nicht per se gegen Mamis die vollgas geben möchten. Im Gegenteil: Ich räume immer meine Rechte ein und bin alles andere als ein graues Mäuschen :-) Aber alles kann man nicht haben. Gebt euch zufrieden mit Teizeit und gesunden Kindern und lasst sie Familienintern betreuen oder nur zu einem kleinen Pensum in Krippe. Eine Krippe kommt nie an (s)eine Familie ran und bedeutet Arbeit und Stress für ein Kind.
Lg