Lektüre für grosse Buben
Das neue Vätermagazin «Big Spick» widerspricht der Legende des modernen
Vaters, der endlich Verantwortung übernimmt. Die Blattkritik einer
Mutter, die mehr vom Kindsvater erwartet.
Beim Durchblättern des neuen Spick-Magazins «Big Spick: Für Schweizer Väter»
ging mir dauernd der uralte Werbeslogan von «Denim» durch den Kopf:
«Für das Beste im Mann». Denn genau für das Beste im Vater scheint das
Heft eben nicht gemacht zu sein. Im Gegenteil, es zementiert die Mär des
Fun-Dads, der am Wochenende mit den Kindern Action macht, aber ihren
Alltag kaum kennt. Spick macht folglich genau das, was alle anderen
Familienmagazine vermeiden wollen: Clichés verfestigen.
Natürlich ist es cool, wenn Papi einen Angelknoten mit seinem Sohn
(!) knüpfen kann. Auch ist das Titelbild süss: Papi und Sohnemann (!)
liegen unter dem Oldtimer, nur die Beine schauen raus. Quality-Time mit
dem unter der Woche ach so beschäftigten Vater. Abgesehen davon, dass
Väter offenbar nur Söhne haben (Töchter kommen als Quote in der
Anleitung für’s Strom-machen mit Zitronen vor, sonst wenig), erstaunt es
doch sehr, dass das präsentierte Bild offenbar Folgendes ist: Väter
sind cool und machen coole Sachen mit den Kindern. Basteln, flicken,
Sport. Hat sich in den letzten vierzig Jahren wirklich so wenig
verändert?
Das erfährt, wer den Egotest «Sind Sie ein guter Vater?» macht, der
so durchschaubar ist, als hätte ihn ein Stammtischpädagoge geschrieben.
Oder im Interview mit dem Philosophen Dieter Thomä, der weiss, wie Väter
zu Helden werden. Müssen Väter denn wie einst Superman ein grosses S
auf ihrem T-Shirt tragen, kaum betreten sie das traute Heim? Oder habt ihr schon mal einen Test gemacht, bei dem ihr herausfindet, ob Sie eine
Supermom sind? Einen nicht ironischen, meine ich.
«Big Spick» ist wirklich schön gestaltet und auch gut geschrieben,
das Image der Väter hingegen wird nicht aufgewertet, im Gegenteil. Väter
erscheinen darin wie grosse Buben, die gerne spielen, heute
ausnahmsweise mal mit den Kindern.
Nach Jahren der Bemühungen, sind viele einsteige Müttermagazine
umgestiegen auf Elternmagazine oder wie «wir eltern» sich beschreibt:
«Für Mütter und Väter». Wieso braucht es denn jetzt ein Vätermagazin?
Pardon, ein «Magazin für grosse und kleine Buben»? Jetzt könnte man
argumentieren, dass ich ja kein Vater bin, also keine Ahnung habe.
Deshalb hier die Blattkritik meines Mannes, zweifacher Vater: «Das ist
ein Magazin für hyperaktive Männer von hyperaktiven Kindern, die
offenbar ihre eigene Kindheit vergessen haben und deshalb Anleitungen
zum Spasshaben brauchen.»
Was meint ihr? Braucht es ein Vätermagazin mit Anleitungen für cooles Basteln? Oder wie würdet ihr euch ein solches vorstellen?
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